Uma 42#28″

Jumi 37#28″

Woller 36#28″

Nazca

Pfeile aus Schößlingen

Allgemein

Anders als Bambus handelt es sich bei den Schößlingen um Holz, wobei sie auch eine Gemeinsamkeit mit dem Gras haben: sie weisen ebenfalls einen mehr oder weniger starken Markkanal auf, der durch Nodien in Segmente unterteilt ist. Der Vorzug ist dabei der röhrenförmige Wuchs, der gegenüber den geläufigen Schäften aus Brettware deutlich stabiler ist.
Dazu kommt die natürliche Verjüngung der Schößlinge (Taper) über die gesamte Länge, die den Pfeil deutlich spinetoleranter macht.

Ich habe bisher die 1-2-jährigen Schößlinge mehrerer Hartriegel – Arten (Cornales), dem gemeinen und wolligen Schneeball (Viburnum opulus und lantana) vom Jasmin (Jasminum L.) und Hasel (Corylus) verarbeitet. Je nach gewünschtem Schaftgewicht kann zwischen diesen Arten variiert werden.

Bezüglich der Bearbeitungstechnik von Spitze und Nocken gelten die Vorschläge, die ich bei der Bambusverarbeitung angeregt habe. Der Unterschied ist hier, dass Schößlinge weit intensiver beschliffen werden können, da wir es mit einer mehr oder weniger homogenen Holzstruktur zu tun haben, während Bambus seine „Kraftfasern“ vor allem im äußeren Radius anlegt und durch eine wachsartige Schicht schützt.

Auswahl/ Ernte

Bei der Auswahl der Schößlinge achte ich auf folgende Kriterien:
– Geradheit; das erspart viel Arbeit bei der Begradigung und trägt zu deren Erhalt bei
– Möglichst wenig Knoten/ Scheuerstellen
– Keine am Strauch vertrocknete Schößlinge verwenden
– Ausreichende Dimensionen ernten; es gehen min. 10-15 % vom Durchmesser durch Schälen und Trocknen verloren. In der Länge ist es gut, etwas variieren zu können, welchen Abschnitt du verwenden möchtest
– Die Pflanze bei der Ernte nicht schädigen; Erntezeit Winter
– Schößlinge bündeln und 20-30 Tage trocknen (Außenbereich)

Schäfte schälen und richten

Mir erscheint es nicht ratsam, die Stöcke zu früh zu schälen. Zwar wird dadurch die Trocknung stark beschleunigt, aber auch die Gefahr der Rissbildung gerade auch an den Nodien erhöht. Gute Erfahrungen habe ich gemacht, wenn ich die Schäfte in Schale grob richte und dann noch ein paar Wochen liegen lasse, bis ich sie mit einem Messer schäle bzw. abschabe. Zuvor schneide ich die Blattansätze möglichst bündig zum Nodium ab (scharfe Astschere mit gleitendem Schnitt).
Dann werden die Schäfte direkt nochmals begradigt, wobei ich nur für hartnäckige Fälle einen Bunsenbrenner einsetze.
Vorteilhaft ist die Verwendung eines Pfeilbegradigers, der einfach selbst hergestellt werden kann.

Festlegen der Länge und Lage

Spätestens jetzt muß ich mich auf eine Schaftlänge festlegen und säge den gewünschten Abschnitt ab, wobei es vorteilhaft ist, ein Nodium direkt vor der Nocke liegen zu haben, weil das die Gefahr, von der Sehne gespalten zu werden, deutlich vermindert. Falls dies nicht möglich ist, kann auch ein Holzdübel in den Markstrahl gesteckt und verklebt werden.
Doch vor dem Einschnitt der Nocke sollte auf einem Spinetester in rotierender Meßweise ermittelt werden, welche Seite die größte Steifigkeit aufweist und somit die Lage für Nocke und Leitfeder determiniert. Außerdem bekomme ich durch die Spinemessung Information über Rundlauf etc.
Der Spine sollte in dieser Phase noch deutlich (5-10 lbs) über dem endgültigen Wert liegen.

Spinen und Spitzenanpassung

Auf einer geraden Unterlage oder noch besser in einem V-Profil aus Alu, das auf einem Bälkchen befestigt wurde, schleife ich nun den Schaft zuerst an den Nodien herunter, die naturgemäß immer am Weitesten überstehen. Aber Vorsicht: wenn hier des Guten zuviel gemacht wird, entseht eine Sollbruchstelle.
Nachdem ich mich für eine Spitze entschieden habe, stelle ich die Passung her, noch bevor der restliche Schaft Fertigmaß hat. Es sollte dabei auf eine zentrale Lage des Markstrahls geachtet werden durch Beschleifen der stärkeren Wandungen.
Es ist generell nicht der wichtigste Punkt, dass der Schaft über die ganze Länge perfekt rund gearbeitet ist, wichtiger ist ein gewisses Gleichmaß.
Da die hier aufgezählten Schößlinge allesamt härter als die meißten für Schaftdübel verwendeten Hölzer wie Fichte, Kiefer oder Zeder sind, sollte der Durchmesser für die Spitzenanbringung gut passen.
Ein Schaftformer kann verwendet werden, allerdings wird schnell erkennbar, dass sich das harte Material nicht so stark verdichten lässt. Auch ein Gewinde – Vorschneider ist sinnvoll.
Ich empfehle für Schäfte aus Schößlingen generell leichte Spitzengewichte, 70-80gn genügen meißt für einen ausreichenden FOC-Wert. Die Konische Wuchsform bedingt automatisch eine Vorlast von 10-15%.

Das Thema der immer wieder erforderlichen Begradigung

Nachdem ich die ersten Jahre Schäfte aus Schößlingen geschossen hatte, versuchte ich, dem lästigen Umstand der immer wieder erforderlichen Begradigung zu begegnen. In verschiedenen Anwendungen im Holzbereich (Möbelbau) wird Holz gedämpft, um es ruhiger zu machen. Also kochte ich einige Schäfte aus und stellte sie in Vergleich zu ungedämpften Schäften.
Nach meiner Erfahrung eignet sich diese Methode nicht besonders, da die guten Eigenschaften wie Härte und Formstabilität abnehmen. Das kenne ich vom Biegen unter Dampf bei Bogenholz nicht in dem Maße und hängt wohl mit den unterschiedlichen Ligninarten der Hölzer zusammen. Trockene Hitze dagegen scheint nicht den selben Effekt auf diese Lignine zu haben, sofern man es nicht übertreibt.
Derzeit habe ich einen Versuch mit dem Bügeleisen am Laufen, finde die ersten Ergebnisse vielversprechend, aber es ist für eine abschließende Bewertung noch zu früh.
Zumindest einen großen Vorteil erkenne ich jetzt schon. Wird der Schaft vor dem Bügeln geölt, zieht das Öl deutlich bessser ein und trocknet schneller.
Hat der Pfeil mal ein paar Schuß hinter sich, wird er immer formstabiler. Auf jeden Fall sollte man beim Pfeilziehen noch sorgfältiger vorgehen als bei anderen Pfeilen.

Fazit

Schäfte aus Schößlingen herzustellen erfordert Geduld, Erfahrung und handwerkliches Geschick. Natürlich ist es einfacher und bedeutend schneller, einen Pfeil aus Fertigkomponenten zu bauen. Allerdings ist der auch bedeutend schneller wieder zerlegt. Vor allem für Schützen, die das Roving lieben, sind Hartriegel und Co. echte Alternativen zu Karbon- oder Alupfeilen. Authentischer sind sie allemal, um die Ecke gewachsen und wenn es richtig gemacht wird nachhaltig.

Diese und andere Techniken kannst du in meinen Kursen erlernen und natürlich auch die Materialien bei mir beziehen…

Begriffsklärung: Langbogen und Flachbogen

Begriffsklärung: Langbogen – Flachbogen – Recurve

Als ich vor einigen Jahren mit meinem Esche – Flachbogen beim örtlichen Schützenver-ein auftauchte, um auf der neu eingerichteten Bogenbahn im Freien ein paar Pfeile flie-gen zu lassen, hörte ich einen der Kugelschützen seinen Kollegen fragen: „Ist das jetzt so ein Langbogen?“ Der Angesprochene bejahte das. Er ging einfach davon aus, dass Eigenbauten immer Langbogen sind.
Immer wieder kommt das Thema bei Bogenschützen auf den Tisch – auch außerhalb der Turniere, wo die Frage ja durchaus nicht als akademisch gelten muß. Dabei ist es grund-sätzlich egal, zu welcher Kategorie mein Bogen gehört, solange ich gut mit ihm klarkom-me.
Praktisch wird die Frage im Bogenbaukurs, wenn ich mich zwischen unterschiedlichen Holzarten für ein Bogenprojekt entscheiden soll. Flachbogen kann ich aus jedem Holz bauen, Langbogen nicht. Warum ist das so?
Kurz gesagt hängt das von den sehr unterschiedlichen Belastungsmodulen der unter-schiedlichen Hölzer ab. So ist beispielsweise Robinie extrem belastbar auf Zug, jedoch nicht auf Druck. Damit wird die Druckbelastbarkeit zum limitierenden Faktor bei diesem Holz.
Bei einem komplett rechteckigen Wurfarmquerschnitt verteilen sich die im Auszug zu-nehmenden Stauchkräfte optimal in der Fläche (Bogenbauch), so dass es an keinem Punkt zu Kraftspitzen kommt. Schon eine geringe Abweichung vom Rechteck oder zu schmale Ausführung des Wurfarms kann zu Stauchrissen und damit zu veränderten Ei-genschaften führen.

Historisch gewachsene Begriffe und heutige Verwendung

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Alle (mir bekannten) industriell gefertigten Bo-gen sind Flachbogen. Egal wie lang sie sind.
Die Länge des Bogens spielt einmal eine wichtige Rolle für die Haltbarkeit (speziell bei Holz) und hat mit der Verwendung zu tun: Jagdbogen werden in der Regel kürzer und breiter gebaut, während der Targetbow dafür geschätzt wird, dass seine längeren Enden zu einem ruhigeren Schußverhalten beitragen.
Dass die Länge des Bogens kein zureichendes Kriterium zu seiner Einordnung ist, liegt auf der Hand. Sie steht immer in Relation zur Körpergröße des Schützen und zur Bauart.

Einen massenoptimierten Langbogen kann ich problemlos kürzer bauen als einen ver-gleichbaren Flat, indem ich ihn einfach im Handbereich mitarbeiten lasse. Aber auch das ist kein hinreichendes Kriterium zur Bestimmung der Bogenart, da ich natürlich auch den Flat im Griff dynamisch ausführen kann.
Trotzdem ist der Langbogen häufig länger als der Flat, da er deutlich schmaler gebaut wird und die Sicherheit gegen Bruch über die Länge erreicht.
Ötzi`s Bogen überragte seinen Schützen und hatte gewiss einen gleichmäßigen Auszug ohne Stacking im Vergleich zum Flat. Das liegt aber zum großen Teil auch an der hierfür verwendeten Eibe, von der schon die Engländer meinten: „she`s smooth in the draw“.

Welche Bogenart nun älter ist, kann nicht abschließend beurteilt werden, dafür reicht die Fundlage nicht aus. So ist beispielsweise der Holmegaard (ca. 12000 Jahre) zumindest als Hybrid anzusehen, da die Zone der größten Energiespeicherung völlig flach bis zur Schulter verläuft und erst dann ein Profilwechsel stattfindet zum ovalen oder dreieckigen Querschnitt.

Ich gehe davon aus, dass der Bogen an sich weitaus älter ist als der Holmegaard. Zum Einen ist er technisch schon so weit entwickelt, dass von vielen Vorgängergenerationen ausgegangen werden kann, bis sich so ein Design herauskristallisiert. Andererseits ver-weisen jüngere Funde am Baikalsee (Sibirien) auf eine etwa dreißigtausendjährige Ent-wicklung, da Steinspitzen mit bifacialen Abschlägen eindeutig als Pfeilspitzen identifi-ziert werden konnten.

Unsere Vorfahren waren ausgezeichnete Beobachter und erkannten sehr früh, dass Hölzer wie Eibe, Ulme oder Hartriegel durchaus schmaler und dafür mit höherem Quer-schnitt verbaut werden können, so dass wir sagen: reine Flachbogen waren wahrschein-lich in der Frühzeit eher selten.
Dies lag offensichtlich auch an den verfügbaren Werkzeugen, denn
mit Steinklingen ist es nicht so einfach, saubere Flächen abzurichten, ein Hobel macht es schon viel einfacher.

Der Siegeszug des reinen Flachbogens kam mit Saxton Pope und Anderen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts über Amerika nach Europa. Vermutliche Haupttriebfeder dieser Entwicklung dürfte die breite Verwendung des Bogens als Jagdwaffe gewesen sein.
Ihre Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und Zugkraft sollte nicht – wie etwa beim englischen Kriegsbogen – über die Baulänge erreicht werden, sondern über die Breite der Wurfarme.
Dies machte auch andere und bis dahin nicht bogentypische Hölzer zu möglichen Kan-didaten für den Bogenbau. Als fast logische Konsequenz entwickelten sich im Fadeout der breiten Wurfarme wuchtige Griffformen mit Shelf und schließlich über die Mitte aus-geschnittene Pfeilfenster.
Mit dem Aufkommen petrochemischer Erzeugnisse wie Fieberglas und Karbon entstand sehr schnell eine Bogenindustrie, als deren prominentester Vertreter Fred Bear zu nen-nen ist. In seinem Buch „The Archer`s Bible“ von 1960 wird bereits kein Wort mehr über andere Bogenformen verloren und es gibt ausschließlich Abbildungen von Flachbogen. Dies hängt offensichtlich mit der industrialisierten Bauweise zusammen, zuerst mit Holz-laminaten und ab den Fünfzigerjahren mit Kunststoffen, die eine profilierte Bauweise erschweren oder auch überflüssig machen.
Da die Form und Zusammensetzung der Wurfarme keine großen Varianten und indivi-duellen Merkmale zulassen, fließt der kreative Anteil vollständig in die Griff- oder Mittel-stücke ein.
Eine funktional eigentlich nebensächliche Angelegenheit wird zu einem Hauptmerk-malsträger und somit zum Fluchtpunkt individueller Identifikation.

Beispielbilder P1710801a 4xLB , davon 1 mit dynamischem Griffbereich
P1710807a LB CORVUS mit Geweihmittelteil
P1700958 Hybrid Ulme
P1700967 Hybrid Esche gebeizt

Was sind nun die Vorteile einer profilierten Bauweise bei Langbogen?

Wurfarme lassen sich physikalisch wie Blattfedern berechnen. Dabei geht die Höhe (Stärke) im Quadrat in den Wert der Zugkraft ein, Breite und Länge verhalten sich ledig-lich linear.
Das bedeutet in der Praxis, dass ich achtmal mehr Material an den Seiten oder in der Länge abnehmen kann gegenüber der Höhe und erreiche damit die gleiche Schwä-chung des Wurfarms. Damit wird der profilierte Wurfarm schlanker und leichter als der flach ausgeführte Wurfarm aus dem gleichen Material bei identischem Zuggewicht.
Die Konsequenz daraus ist nicht nur eine bessere Beschleunigung weil weniger Masse bewegt wird, sondern auch weniger Handschock und mitunter der Vorteil, dass das Pfeil-gewicht verringert werden kann.
Ein gut gebauter Langbogen kann problemlos mit Pfeilen geschossen werden, die im Gewicht deutlich unter der Faustformel 10gn/lb liegen, die für Flachbogen dagegen stimmig erscheint.
Überdies kann ein massenoptimierter Langbogen durchaus mit HMPE, also Fastflight – Sehnenmaterial geschossen werden, ohne dem Bogen zu schaden, da leichtere Wurf-arme nach Abgang des Pfeils beim Erreichen der Standhöhe weniger Kerbschlagwir-kung aufweisen. Auf historischen Langbogen wurde meist Flachs geschossen mit einer ähnlich geringen Dehnung wie HMPE.
Auf Grund der höheren Wurfarmmasse des Flachbogens sollte DACRON verwendet werden (womit ich abermals Leistung verliere, da ein Teil der Kraft in die Dehnung der Sehne fließt und nicht auf den Pfeil abgegeben wird). Diese Dehnung wird aber hier zur Schonung des Holzes benötigt (besagte Kerbschlagkräfte), außer man erhöht das Pfeil-gewicht deutlich.
Wir reden also bei der Massenoptimierung vom maßgeblichen Faktor, der einen Langbo-gen potentiell schneller macht als den Flachbogen bei gleichem Zuggewicht: geringere Wurfarmmasse und besseres Sehnenmaterial.

Um hier schließlich einem weiteren Klischee entgegenzutreten, noch kurz ein Wort zu der vermeintlich höheren Energiespeicherung beim Langbogen. Energie ist immer direkt von der Masse abhängig. Wir werden uns in einem weiteren Beitrag mit der Frage ausei-nandersetzen, wie die Auszugsdiagramme von Bogen zu interpretieren sind. Hier nur so viel: es sind Auszugsdiagramme und eben keine Ablassdiagramme. Das wird häufig in eins gesetzt, teilweise auch von den Autoren der „Traditional Bower`s Bible“ (TBB Tim Baker).

Allerdings tut sich ein Widerspruch auf, wenn ich argumentiere, der Langbogen sei schneller als der Flat auf Grund der kleineren Masse, die zu beschleunigen ist. Wie denn nun? Weniger Masse bedeutet doch weniger Energiespeicherung?
Leider ist die Erstellung eines Ablassdiagramms praktisch unmöglich. Aber wir können das Resultat beobachten: Pfeilgeschwindigkeit und Impact.
Jedenfalls kann ich einen Bogen herstellen, der eine ganz tolle, fette Auszugskurve aufweist, aber wirft wie ein nasses Handtuch (Siehe TBB Bd. 4 „The Turtle Bow“). Ein-fach, indem ich Masse falsch platziere ( beispielsweise Wickingerbogen).

Wie erklärt sich dann die hohe Popularität des Flachbogens?

Zum Einen sind Flachbogen deutlich einfacher herzustellen, industriell wie handwerk-lich.
Der Taper in Breite und Höhe verläuft linear und kann gut gemessen und angezeichnet werden. Das macht den Flat zum bevorzugten Kandidaten für Erstlingswerke im Bogen-baukurs.
Demgegenüber ist der organische Konturverlauf im Langbogen bedeutend komplexer und eigentlich nur in freier Formführung, praktisch ohne Konturhilfe herstellbar. Novizen rate ich, erst mal einen Flat zu bauen und sich dann mit einem Langbogen zu befassen.

Dazu kommt die Tatsache, dass die Arbeiten am massenreduzierten Rohling sehr vor-sichtig erfolgen müssen, da fehlerhafte Abträge kaum noch korrigierbar sind.
Psychologische Aspekte, Fragen der Verfügbarkeit und nicht zuletzt marketingtechni-sche Aspekte befördern diese Popularität.
So spricht die Industrie von „traditionellem Bogenschießen“, wenn nicht Compound oder Visier geschossen wird. In derselben Weise wird der Flachbogen kurzerhand zum Lang-bogen umbenannt, wenn er keine ausgeprägten Recurves aufweist. Der Recurve ist le-diglich ein Spezialfall des Flats, der im Auszug nicht wesentlich kürzer wird und einen spitzen Sehnenwinkel behält. Er benötigt aus Gründen der Torsionssteifigkeit den fla-chen und breiten Wurfarmquerschnitt.
Dies sind Marketingmaßnahmen, die nicht zur Klarheit beitragen, sondern Begriffe be-setzen wie feindliche Länder. Tradition hat vor dem industriellen Bogenbau existiert mit natürlichen Materialien, Holz, Sehnen, Horn, Pflanzenfasern etc.
Der psychologische Trick besteht darin, den Menschen weis zu machen, dass diese „In-novationen“ erst akkurates Bogenschießen ermöglichen, ja sogar der Beginn der Zeit-rechnung wird verschoben.
In Abgrenzung wird daher der Holzbogen als „primitiv“ bezeichnet, vorgeschichtlich, na-he bei vorsintflutlich, ungeachtet seiner komplexen Form und feinen Ausarbeitung. Mich stört das nicht, denn immerhin ist der Primus der Erste.

Fazit:
Eine präzise Begriffsverwendung verbessert die Kommunikation immer. Leider erlebe ich ständig, dass aus der bereitwilligen Übernahme seitens der Industrie falsch besetzter Be-griffe Mißverständnisse entstehen, die Unmut und materielle Verluste erzeugen.
Daher nochmals: der Langbogen definiert sich durch einen profilierten Wurfarmquer-schnitt, während der Flat eine rechteckige, plane Form aufweist. Hybride sind als Holz-bogen häufig anzutreffen und werden auch als Semiflat bezeichnet.
Ich persönlich schieße bevorzugt Langbogen, die gerne ein paar Zentimeter unter meiner Körpergröße liegen dürfen und im Griffbereich leicht dynamisch sind. Bei gleicher Zug-kraft
entwickeln sie durchaus höhere Pfeilgeschwindigkeiten und damit eine flachere und leichter einzuschätzende Flugbahn. Dies wird von den Hightechmaterialien im industriel-len Bogenbau überkompensiert. Die flache Bauweise ist hier fertigungsbedingt.

Zum Autor: Martin Worf, Bogenschütze und Bogenbau seit 1999, Kurse im Bogen- und Pfeilbau seit 2004.www.indiana-bogenbau.de

PULSAR 68#@28″

Archer´s Paradoxon

Da immer wieder  – bei Anfängern wie bei alten Hasen – die Frage nach der  Bedeutung dieses Begriffs gestellt wird, möchte ich hier ergänzend zu den anderen theoretischen Betrachtungen („Physik im System Pfeil – Bogen – Schütze“) versuchen, etwas Klarheit in den Sachverhalt zu bringen.

Dazu ist es für`s Erste ganz hilfreich, sich einfach mal die Videos auf youtube zum Thema anzusehen, wo Aufnahmen in Zeitlupe zu sehen sind, was eigentlich passiert, wenn der Pfeil durch den Impuls der Sehne beschleunigt wird.

Erwähnenswert ist hier auch die Diskussion auf dem Kanal von 3D – Archery. Der Autor stellt richtig, dass es sich dabei im engeren (physikalischen) Sinn nicht um ein Paradoxon, also um einen inneren Widerspruch handelt. Denn Alles lässt sich schön ordentlich nach Newton auflösen.

Der Autor von 3D – Archery gibt uns den Hinweis, dass es sich lediglich um ein subjektives Paradoxon handelt, also der Schütze als paradox empfindet oder erlebt, sofern es sich um einen Bogen handelt, der kein über das Zentrum hinaus geschnittenes Pfeilfenster verfügt. Und ich füge hinzu: sofern es sich um einen System – Schützen handelt, der über den Pfeil visiert, noch deutlicher, wenn er mit nur einem Auge visiert.

Das kommt bei der Versuchsanordnung in dem Video deutlich heraus, so dass die  Abweichung vom Zielpunkt des Laserpointers und der Schaftlinie nur zwischen dem Winkel in Standhöhe und im Vollauszug erscheint.

Daher behaupte ich nämlich, dass der Instinktiv – Schütze von dem Paradoxon nicht betroffen ist, da er nicht über den Pfeil visiert. Genausowenig beim über die Mitte ausgeschnittenen Pfeilfenster.

Betroffen vom Paradoxon ist daher eigentlich nur die Gruppe von Schützen mit ausmittigem Bogenschnitt bei gleichzeitiger Systemanwendung mit Visierlinie über den Pfeil.

 

Hippo 43#27″

Wezir 34#28″