Bambuspfeile selbst bauen

Bambus ist eine Grasart…

und ähnelt in Wuchs und Aufbau eher dem Schilf, das sich übrigens ebenfalls zum Pfeilbau eignet und ganz ähnlich behandelt werden kann wie Bambus.

Für den Pfeilbau kommt in erster Linie Tonkin – Bambus zum Einsatz, eine Sorte aus dem Hochland. Aber auch die Bambusstäbe aus dem Baumarkt liefern ganz gute Resultate, wenn man sich bei der Auswahl die Mühe macht und die gerade gewachsenen heraussucht.

Bambus ist ein Rohr …

mit Wachstumsknoten, den Nodien. An diesen Knoten ist der Bambus nicht hohl, sondern massiv. Trotzdem erfordern gerade die Nodien Vorsicht und Erfahrung beim Beschleifen, damit der Schaft nicht schnell bricht, da die Kraftfasern dort nicht mehr durchgehend verlaufen, ganz ähnlich wie bei Astknoten im Holz.

Diese Fasern sind im Querschnitt des Bambusrohrs im äußeren Drittel der Wandung als dunklere Punkte gut zu erkennen und begründen durch ihre Stärke den ausgezeichneten Ruf des Bambus als Baumaterial. Über diesen Fasern liegt eine dünne, wachsartige Schutzschicht. Das Mark im Inneren des Rohres trägt zur Stabilität kaum bei.

Bambus vs. Holz

Diese Merkmale kennzeichnen den Aufbau des Bambus in umgekehrter Art gegenüber Holz, das seine Statik über das -bis auf den vernachlässigbaren Markstrahl– massive Stammholz aufbaut und die Versorgungs- und  Wachstumsschicht direkt unter der Rinde im Cambium anlegt. Bei Schößlingen aus Hartriegel, Schneeball u.A. ähnelt der Aufbau dem Bambusrohr aufgrund des bei geringem Durchmesser überproportional hohen Markanteils.

Vergleichen wir aber den Bambus mit den üblichen Pfeilschäften aus Fichte, Kiefer oder Zeder, so ist der Grund für seine deutlich höhere Stabilität sofort einleuchtend: das gewachsene Rohr verkraftet viel höhere Stauch- und Scherkräfte oder Kerbschäge als der auf allen Seiten „verletzte“ Holzstab, der seinen runden Querschnitt durch Hobeln, Fräsen und Schleifen erhält. Vorteil hier: keine wachstumsbedingte Knoten, gerader und homogen im Aufbau.

Dagegen bietet der Bambus durch seine sich nach oben verjüngende Wuchsform einen natürlichen Taper, wie er auch bei Holzpfeilen angewendet wird, natürlich wiederum zum Preis geringerer Wiederstandsfähigkeit. Diese natürliche Verjüngung bedingt – zusammen mit den Nodien – eine etwas höhere Tolleranz im Spinewert.

(Anm.: mir ist ohnehin unklar, wie bei Schößlingen und Gräsern nachvollziehbare Spinewerte gemessen werden sollen. Wenn ich den Bambusschaft auf der Spinewaage mit angehängtem Gewicht 360° um seine Achse drehe, erhalte ich alle 30-60° einen anderen Wert, locker im Differenzbereich von 10-12 lbs.)

Demgegenüber habe ich ja bei Holz eine durch die Jahresringe vorgegebene Meßachse (s. „Spine  u. Konterspine“), jedenfalls unter den theoretischen Voraussetzungen des statischen Spine – Modells. Zudem bilden sich beim Holzschaft nach dem Lösen von der Sehne freie Pivotpunkte, um die der Schaft  im Flug ausschwingt und rotiert. Da der Bambus im Bereich der Nodien steifer ist als im internodialen Bereich und häufig nicht ganz rund im Querschnitt, werden die Pivotpunkte stärker determiniert.

Nocken auf Bambus

Die ursprünglichste Variante ist der Selfnock, der vorzugsweise am dünneren Ende des Schafts eingesägt wird und – wenn es die Aufielung ermöglicht –  ca. 1cm hinter einem Nodium liegt. Dann muss bei Bogen bis 40lbs eigentlich keine weitere Maßnahme gegen Aufspalten des Schafts unternommen werden. Ansonsten Wicklung hinter der Nocke oder ein  90° dazu versetztes Hartholz- oder Hornplättchen von 12-15mm Länge in den Schaft einkleben und dann die Kerbe senkrecht dazu einschneiden.

Wer innen konische Kunststoff- oder Metallnocken verwenden möchte, steht vor dem Problem, dass sich bei Bambus der Schaftkegel nicht sauber herstellen lässt, nun, weil er eben innen hohl ist und damit wird die Klebenocke nicht sauber zentriert. Abhilfe leistet hier ein kleiner Dübel, der stramm in den Markkanal geklebt wird, wobei man das Mark etwas verdichtet, was nicht schadet.

Parallelnocken sind natürlich einfacher, allerdings wird dann ein reichhaltiges Sortiment unterschiedlicher Durchmesser benötigt, denn für die Nocken gilt, was bei den Spitzen entscheidend wird: geschliffen werden darf am Bambus nicht viel, sonst verliert er seine hervorragende Stärke.

Spitzen auf Bambus

Die beste Methode für die Verwendung von Parallelspitzen ist die Auswahl der Lage im Schaft nach meinem gewünschten Spitzendurchmesser, wenn ich also einen 32inch Schaft habe, lege ich nach Möglichkeit den Bereich für die Spitze so fest, dass er meinen 9/32 oder 5/16 Spitzen im Durchmesser entspricht.

Da ich ausschließlich Spitzen mit Innengewinde verwende (Kleber lösen sich durch die Schläge, wenn der Pfeil einen Stein sieht, oder durch Feuchtigkeit), berücksichtige ich, dass sich das Gewinde in Bambus viel schwerer einschneidet als in das vergleichsweise weiche Holz, dann aber auch viel besser hält. Es ist jedenfalls kein Fehler, wenn der Schaft im vorderen Teil der Bohrung, wo es noch kein Gewinde gibt, etwas Spiel hat und dann im Gewindeteil satt greift. Natürlich kann dazu das Gewinde auch vorgeschnitten werden, passendes Werkzeug zB. von TOPHAT. Komprimieren lässt sich Bambus kaum.

Vom Herunterschleifen vom Bambus auf den passenden Durchmesser rate ich ab, jedenfalls wenn es um mehr als ein paar Zehntel geht, da dann die besagten Kraftfasern verletzt werden, worauf der Bambus so empfinlich reagiert wie Karbon, bei dem schon kleinste Eindrücke von den Zähnen meines Hundes genügen, dass er den nächsten harten Treffer krumm nimmt.

(Ich arbeite noch daran, dass mein Vierbeiner die Pfeile zwar sucht, aber nicht meint, er müsse sie auch ziehen (-:)

Konische Spitzen mit Innengewinde sind noch eine Möglichkeit, dann aber wie bei der Nocke mit Dübel im Markstrahl. Vorteil bei den konischen Spitzen ist, dass der Schaftdurchmesser nicht so genau sein muss und dadurch, dass die Faserverletzung durch das Anspitzen des Bambus unter der Metallhülse liegt, ist die Bruchgefahr direkt hinter der Spitze kleiner, als wenn ich anschleife.

Befiederung auf Bambus

Hier gilt es einfach nur, das Befiederungsgerät exakt einzustellen auf die variierenden Durchmesser.

Nun viel Spass mit den tollen Bambuspfeilen, die schon optisch ansprechend sind und sich als langlebige Begleiter erweisen.

Bilder zu diesem Beitrag werde ich nachreichen.

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